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TCM Allgemein Lyss Langnau

Oft können wir die Schmerzen so weit lindern, dass eine Operation nicht nötig ist

Schulter- und Nackenbeschwerden sind weit verbreitet: von der Frozen Shoulder über einen steifen Nacken bis hin zu schmerzhaften Verspannungen. Die Traditionelle Chinesische Medizin erzielt in der Behandlung der Beschwerden gute Erfolge. Prof. Hongwei GU von der China-MedCare Praxis in Langnau erklärt, warum man am besten rechtzeitig mit der Therapie beginnt und was man selbst gegen die Schmerzen tun kann.

Frau GU, Nacken- und Schulterbeschwerden sind eine Volkskrankheit – die meisten Menschen leiden früher oder später darunter. Wann macht eine TCM-Behandlung Sinn?

Prof. GU: Mithilfe der Traditionellen Chinesischen Medizin können wir sowohl akute als auch chronische Nacken- und Schulterbeschwerden gut behandeln. Wichtig ist, dass man bei Schmerzen möglichst schnell mit der Therapie beginnt. Die Menschen in der Schweiz warten meiner Einschätzung nach oft zu lange, bis sie etwas unternehmen. Je länger man mit der Behandlung wartet, umso länger dauert es in der Regel auch, bis sich eine Verbesserung zeigt. Können wir hingegen behandeln, solange die Beschwerden noch akut sind, sehen wir wesentlich schneller Erfolge. In der Traditionellen Chinesischen Medizin ist die Gesundheitsvorsorge äusserst wichtig. Wer sich rechtzeitig behandeln lässt, verhindert damit auch, dass die Beschwerden schlimmer werden.

Die Ursachen für Schulterbeschwerden und Nackenschmerzen sind vielfältig. Welche Rolle spielt der Grund für die Beschwerden in Ihrer Behandlung?

Die Ursachen können tatsächlich äusserst unterschiedlich sein. Deshalb ist es wichtig, dass wir zunächst herausfinden, was den Beschwerden zugrunde liegt. Das kann eine ungünstige Schlafposition sein. Es können aber auch Verletzungen oder Probleme der Nackenwirbelsäule dahinter stecken. Grundsätzlich unterscheiden wir, ob die Schmerzen von der Wirbelsäule her entstehen oder eher von der Muskulatur kommen.

Worin unterscheiden sich die beiden Ursachen?

Wenn die Nackenwirbelsäule die Ursache der Schmerzen ist, steckt oft der Alterungsprozess dahinter. Mit zunehmendem Alter wird die Bandscheibe anfälliger, die Knochen werden dicker, die Muskulatur schwächer. Dann macht eine schulmedizinische Untersuchung Sinn, etwa ein CT, um zu sehen, ob die Wirbelsäule der Grund für die Beschwerden ist. Auch in diesen Fällen können wir mit Hilfe von Akupunktur die Schmerzen lindern. Oft können wir die Beschwerden mit der TCM so weit verringern, dass eine Operation nicht mehr nötig ist.

Und wenn nicht die Wirbelsäule Ursache für die Beschwerden ist?

Oft liegt es an der Arbeit. Stress ist eine der Hauptursachen für Beschwerden in diesem Bereich. Wenn wir gestresst sind, spannen wir automatisch die Muskeln an und ziehen die Schultern hoch, das führt auf Dauer zu Verspannungen. Diese Art von Nacken- oder Schulterbeschwerden sehe ich oft auch bei jüngeren Patienten. Neben Stress kann auch die Tätigkeit, die jemand ausübt, für die Beschwerden ursächlich sein: Wenn man oft die gleiche Bewegung ausführt oder in derselben Haltung arbeitet, kann sich das bemerkbar machen. Chauffeure leiden häufig unter Schulterschmerzen, weil sie mehrere Stunden in derselben Haltung verbringen. Auch Lehrerinnen oder Schreiner sind berufsbedingt anfälliger, aber eigentlich kann es alle treffen, die viel sitzen oder oft über mehrere Stunden in derselben Haltung arbeiten, etwa am Computer.

Da es so viele Ursachen gibt, ist es umso wichtiger, dass wir zunächst abklären, was hinter den Schmerzen steckt.

Welche Therapien der TCM helfen gegen Nacken- und Schulterschmerzen?

Hauptsächlich Akupunktur, aber auch Schröpfen, Ohrakupunktur und natürlich Tuina-Massagen. Tuina-Massagen und Schröpfen eignen sich allerdings nicht bei allen Beschwerden gleich gut. Gerade bei Problemen mit der Nackenwirbelsäule können diese Behandlungen heikel sein. Die Ohrakupunktur eignet sich gut, wenn jemand noch weitere Beschwerden hat, etwa Probleme mit dem Schlaf oder der Verdauung.

Was kann ich selbst tun, damit es im Idealfall gar nicht erst so weit kommt?

Es gibt Übungen, um die Schulter- und Nackenpartie zu lockern. Das Drücken gewisser Akupressurpunkte oder Massagen können Linderung verschaffen (Link auf Blatt). Wer bei der Arbeit oft in derselben Position sitzt oder steht, sollte zudem versuchen, sich einmal pro Stunde zu bewegen und die Position zu verändern. Diese Massnahmen wirken vorbeugend, können aber natürlich auch noch helfen, wenn man schon Beschwerden hat.

Wie kann die TCM helfen, wenn man Schulterprobleme aufgrund eines Unfalls oder einer Verletzung hat?

Als zusätzliche Behandlung. Es kommt darauf an, was bei einem Unfall genau verletzt wurde. Ist die Muskulatur betroffen, können wir direkt behandeln. Bei einem Bruch oder einem Sehnenriss braucht es zunächst die Schulmedizin, um die Verletzung zu behandeln, manchmal auch mit Hilfe einer Operationen. In den meisten Fällen können wir ungefähr zwei Wochen nach dem Eingriff mit der TCM-Therapie beginnen und dadurch die Heilung unterstützen. Mit Akupunktur helfen wir dem Körper dabei, sich selbst zu heilen.

Sie haben es vorhin bereits angesprochen: Das Alter ist ein Risikofaktor für Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich.

Das Alter ist klar ein Thema. Wir haben bei uns viele ältere Patienten mit schmerzhaften Veränderungen an der Wirbelsäule. Rund um ihren 50. Geburtstag kommen die meisten Frauen in die Wechseljahre. In dieser Phase finden viele Veränderungen im Körper statt, unter anderem nimmt die Knochendichte ab. Vorboten dafür sieht man allerdings schon früher: Etwa ab dem Alter von 40 werden die Knochen dicker, die Sehnen weniger elastisch, die Wirbelsäule hat weniger Platz für die Bandscheiben. Alle diese Veränderungen können zu Schmerzen führen, weil dadurch Druck auf Nerven oder die Muskulatur entstehen kann.

Probleme an der Nackenwirbelsäule können sich ausserdem psychisch bemerkbar machen. In der Nackenwirbelsäule und dem obersten Brustwirbel sitzt das vegetative Nervensystem, das für unser seelisches Gleichgewicht eine wichtige Rolle spielt. Wird in diesem Bereich ein Nerv gereizt, weil er zu wenig Platz hat, kann das nicht nur Schmerzen, sondern auch psychische Leiden begünstigen. In der TCM betrachten wir den Körper als Einheit, in der alles miteinander in Verbindung steht.

Ist aus diesem Grund auch Stress ein häufiger Auslöser für Schulter- oder Nackenschmerzen?

Wenn Stress hinter Schulter- oder Nackenschmerzen steckt, liegt oft kein körperliches Problem zugrunde. Stress verursacht jedoch muskuläre Beschwerden, oft schon bei jüngeren Menschen. Die haben zwar eine völlig gesunde Wirbelsäule, aber leiden trotzdem. Hier können wir mit Akupunktur und Schröpfen gute Erfolge erzielen. Oft kommen diese Symptome auch nicht allein, sondern im Verbund mit Kopfschmerzen, Unruhe oder Schlafproblemen – dann eignet sich die Ohrakupunktur gut. Das beurteile ich individuell je nach Situation.

Können Sie sagen, wie lange es dauert, bis man beschwerdefrei ist?

Im Normalfall gehe ich von 10-12 Sitzungen aus, bis jemand keine Beschwerden mehr hat. Es gibt auch Menschen, die schneller auf die Behandlung ansprechen. Die Mehrheit spürt bereits nach vier bis sechs Sitzungen eine Besserung. Bei akuten Beschwerden kann man auch jeden Tag behandeln, dann dauert es lediglich ein paar Tage bis man eine Verbesserung bemerkt. Deshalb ist es mir auch lieber, wenn jemand bereits in der akuten Phase vorbeikommt, weil wir so schnell etwas bewirken können.

In der TCM spielen auch Kräuter und die Ernährung eine wichtige Rolle – wie sieht das bei Schulter- und Nackenbeschwerden aus?

Kräuter und Ernährung spielen bei Schulter- und Nackenschmerzen eine untergeordnete Rolle. Kräuter wirken auf den ganzen Organismus ein, obwohl wir die Wirkung nur an einer gezielten Stelle benötigen. Deswegen empfehlen wir das nicht.

Bewegung und bewusste Entspannung sind hier wichtiger. Mithilfe von Yoga, Thai-Chi, Qi Gong oder Meditation kann man sich körperlich, aber auch seelisch entspannen und so Stress reduzieren. Eine kaputte Wirbelsäule kann man leider nicht wegmeditieren, aber wenn Stress die Ursache der Beschwerden ist, kann es helfen, sich bewusst zu machen, dass man angespannt ist und aktiv etwas dagegen zu unternehmen.

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Zur Gesprächspartnerin

Prof. Hongwei GU ist eine langjährige TCM-Therapeutin mit über 25 Jahren Erfahrung als praktizierende Ärztin, Chefärztin und Professorin in traditioneller Chinesischer Medizin. Sie verfügt über einen Masterabschluss und hat eine achtjährige Universitätsausbildung zur Ärztin für Traditionelle Chinesische Medizin in China absolviert. Neben ihrem hohen Spezialisierungsgrad und ihrem grossen Fachwissen zeichnet sich Hongwei GU auch über viel Einfühlungsvermögen und ein gutes Gespür für ihre Patientinnen aus.

Akupressur bei Nacken- und Schulterschmerzen aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)

1.  Die Entstehung (Pathogenese) von  Schmerzen:
  • Stagnation des Qi und  Blutes
  • Schwäche  des Qis und Blutes
2.  Faktoren, die Nacken- und Schulterschmerzen beeinflussen:
  • körperliche Fitness
  • berufliche Tätigkeit
  • Lebensgewohnheiten
  • Kälte
3.  Situationen, in denen Nacken- und Schulterschmerzen auftreten können:
  • Stress
  • Magenprobleme
  • Unregelmässigkeiten bei Schlaf- und Essgewohnheiten
  • Familiäre, finanzielle, berufliche Probleme
4. Tätigkeiten, bei denen häufig Nacken- und Schulterschmerzen auftreten:
  • Arbeit am Computer
  • Arbeit hinter dem Steuer
  • Lehrerberufe
  • Handwerkliche Berufe wie Schreiner, Schneider
5. Akupressur:
nackenmassage

Akupressurpunkte:

  • Gb 20 (Fengchi)
  • Gb 21 (Jianjing)
  • Dü 11 (Tianzong
 
Gb 20 (Fengchi) Teich des Windes:
feng-chi
Lokalisation Zwischen Ansatz Musc. sternocleidomastoideus und trapezius
Indikation Migräne, Kopfschmerzen, HWS-Syndrom, Schwindel, Augenerkrankungen
TCM Wichtiger Windpunkt
 
Gb 21 (Jianjing) Brunnen der Schulter:
jianjin
Lokalisation Höchste Stelle der Schulter
Indikation Schulter-Arm-Syndrom, HWS-Syndrom, Gallen- und Lebererkrankungen
 
Dü 11 (Tianzong) Geschlecht des Himmels:
tianzong-landscape
Lokalisation Verbindungslinie Spina scapulae und untere Scapulaspitze, zwischen oberem und mittlerem Drittel in der Fossa infrascapularis
Indikation Schulterschmerzen
 
Ma 36 (Zusanli) Dritter Weiler am Fluss:
zusanli
Lokalisation Eine Fingerbreite lateral Unterrand Tuberositas tibiae, 3 Fingerbreit unterhalb Kniegelenkspalt

Indikation

Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Verstopfung, Reizdarm
Allgemeiner Tonisierungspunkt bei Depression, starker Müdigkeit, Schwäche, Niedergeschlagenheit und tiefer Blutdruck. Durchblutungsstörung der Arme und Beine, Lähmung der Beine, Sensibilitätsstörungen.
Ausgleichend bei Depressionen oder Erregungszuständen, Geburts-vorbereitung und Geburtserleichterung.
Lokale Wirkung Schmerzen bei Kniegelenkarthrose
TCM Harmonisiert und tonisiert Qi und Blut sowie die Funktionen von Magen und Milz-Bauchspeicheldrüse
6. Vorsorgen

Während der Arbeit jede Stunde 5-10 Min. Pause.

20-mal mit den Fingerkuppen auf der Kopfhaut dem Schädel entlang massieren

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10-mal die Schultern hochziehen und entspannen im Wechsel

10-mal den Kopf auf beide Seiten und nach hinten und vorne drehen

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Den Zusanli-Punkt (unterhalb Kniegelenk) 30-mal drücken

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